Ilmenau Himmelblau – das Motto der Stadt steht nicht einfach nur so auf dem Papier, an diesem WE wurden die Downhiller mit 100% Sonnenschein und einer wieder einmal mega geilen Strecke verwöhnt.
Mein WE startete mit einem trainingsfreien Freitag, da ich an diesem noch bis 14 Uhr an der Arbeit saß. Ich beschloß daher nix übers Knie zu brechen und das Renne in Ilmenau mit einem Trackwalk am Freitagabend zu beginnen. Die grobe Streckenführung war mir aus dem WE vor dem Rennen schon bekannt und so checkte ich die nun eingefahrene Strecke garniert mit Absperrband aus. Mein Plan war mich an diesem WE von niemandem beeinflussen zu lassen, meine Linien zu suchen und zu fahren egal was alle anderen machen.
Ich habe seit der Enduro DM in Schöneck (2 Wochen vorher) nicht auf dem Rad gesessen. Einerseits wegen Arbeitsstress zum anderen weil ich mir auf meinem Rudergerät der Rücken so platt gemacht hatte, dass ich mich in die heilenden Hände der ortsansässigen Physiotherapeutin begeben musste. Was die Ruderer bei Olympia können kann ich bestimmt auch ging eben nicht ganz auf. ;)
Dementsprechend ruhig ließ ich den Freitag mit den Kollegen am Grill ausklingen und genoß eine Mütze voll Schlaf extra. Der Samstag begann für mich mit Reifen wechseln, Kette ölen und leckere (extra fürs Rennen von meiner Freundin gemachte) Pfannkuchen vertilgen. Da meine Linien für mich fest standen war der Plan jeden Trainingslauf einfach durch zu fahren und sich nicht von Kleinigkeiten ablenken zu lassen. Ich steigerte mich in jedem der drei Trainingsläufe ein klein wenig und war mit dem letzten für meinen körperlichen Zustand ganz zufrieden. Die Quali konnte also kommen, auch wenn ich mich auf Grund der vorangegangenen Rennergebnisse und des wenigen Trainings gerade so unter den Top 10 gesehen habe.
Meine entspannte Einstellung setzte sich sogar bis zum Start fort und ich war das erste Mal seit 18 Jahren Downhill fahren nicht so monströs aufgeregt, das es mir wie sonst immer schlecht (Müdigkeit, ‚Unwohlsein, etc.) ging. Die Quali war gleichzeitig die Thüringer Meisterschaft, aber auch das brachte mich nicht aus der Ruhe. 16.34Uhr zählte die Uhr mit ihrem wohlklingenden Piepton die letzten 5 Sek. runter und dann ging es sauber voran. Mein gesamter Qualilauf war so sauber und teilweise gefühlt so langsam, dass ich im Ziel mehr als überrascht war die aktuelle Bestzeit gefahren zu haben. Wahrscheinlich war aber genau diese entspannte Fahrweise der Schlüssel zum Erfolg. Daniel Jahn die alte Rakete schaffte es noch mit Sturz und zarten 0,06 Sek. die Tagesbestzeit bei den Master und den Thüringer Meistertitel zu holen; aber immerhin war ich 2. des Tages und Thüringer Vizemeister. J
Da der Samstag mit einem solch schicken Ergebnis geendet hatte, war die Marschrichtung für den Sonntag klar: nicht mehr als 2 Trainingsläufe und das ganze so sauber wie möglich mit eine bißchen mehr rein halten in der ein oder anderen Kurve. Eine Linie musste ich auf Grund eines weggebrochenen Anliegers ändern, die Ausweichvariante ging aber mindestens genauso gut. Auf der zweiten Trainingsfahrt lief alles super, so dass dies die Grundlage für den Hauptlauf sein sollte.
Ich schaffte es tatsächlich bis zur Shuttlefahrt zum Start keinerlei Aufregung in mir empor steigen zu lassen. Erst beim aussteigen kam die so bekannte ‚Ich bin vor dem Start aufgeregt Müdigkeit ‘ in mir hoch. Mein Mittel dagegen war den Rest des Weges zum Start nicht zu schieben sondern zu fahren. Da dieser Weg doch recht steil bergauf geht schlug ich somit zwei Fliegen mit einer Klappe – ich war nicht mehr müde und die Muskulatur stand schon unter Strom.
Ich wusste das Stefan Kudella am Vortag einen Platten und Daniel Jahn einen Sturz hatte. Ebenfalls Christian Junker hatte einen massiven Fehler in der Quali und konnte somit auch noch eins zwei Schippchen drauf legen. Mir blieb daher nix anderes übrig als locker zu bleiben und ein klein wenig mehr zu riskieren. Im Großen und Ganzen sah ich nur Daniel Jahn als gefährlichsten Gegner, also musste meine Zeit im Ziel auf jeden Fall die Bestzeit sein um das Maximum zu erreichen.
Mit ca. 10 Min. Verspätung auf Grund von diversen Streckensperrungen ging der Müllus auf die Piste. Die ersten Sprünge waren sauber getroffen, das Roadgap gab nochmal extra Schwung und nach dem nächsten Anlieger der einen gehörig nach rechts um die Kurve schnippt kam ich dem Baum mit der Matte gehörig nahe. So nah das ich Zuschaueraute wie ‚Uuuuaaaahhhhh, jawoll weiter!‘ hörte. Ab hier lief es bis zum Steinfeld nahezu so sauber wie in der Quali. In den Bombenkratern sah ich Frank Hede Hedwig auf der Seite stehen und nachdem ich den Baum auf der linken Seite am Steinfeld leicht an der Hand gespürt hatte stand Stefan Kudella (beide waren vor mir gestartet und somit raus aus dem Titelkampf) ebenfalls an der Seite. Auf dem letzten Teilstück – Donauwellen, Balken- und Zielsprung kam ich mir wieder nicht wirklich schnell aber sauber vor. Die Zeittafel im Ziel hatte diverse Problemchen und es dauerte ein paar Sekunden bis meine Fahrzeit und die aktuelle Platzierung aufleuchtete.
Was ich dann sah hat mich einfach umgehauen: aktuell 1. Platz mit über 5 Sek. Vorsprung und dazu noch schneller als am Vortag, wie geil war das denn. Es dauerte wiederum relativ lange bis Daniel Jahn durch das Pfeifen der Streckenposten angekündigt wurde. Ich wartete trotzdem bis die Zeittafel seine Fahrzeit anzeigte und dann war es fix: Ich habe mein erstes Rennen im Downhill überhaupt gewonnen und das beim 20 jährigen Jubiläum der Absoluten Abfahrt. Nach 18 Jahren Rennen fahren in Ilmenau und diversen Podestplätzen bei den Junioren und der Eliteklasse war das ein sehr geiles Gefühl. J
Aktuell bin ich damit 3. In der GDC Gesamtwertung mit nur 7 Pünktchen Rückstand auf den Zweitplatzierten. Also nochmal Vollgas in Thale zum letzten Lauf des Cups, vielleicht wird es noch das zweite Treppchen. J
Zwischendrin werde ich am SSES in Leogang teilnehmen und diese Reise als kleinen Familienausflug zelebrieren.
Bis dahin Kette rechts
Gruß Müllus